Hyperpersonalisierung im Marketing – Wachstumstreiber oder Vertrauensrisiko?
Personalisierung gilt als Zauberformel des kundenzentrierten Marketings. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) können Unternehmen heute Millionen Datenpunkte auswerten, um KundInnen in Echtzeit individuell anzusprechen. Laut einer aktuellen Contentful-Studie bewerten 89 % der Marketingverantwortlichen Personalisierung als entscheidend für den Geschäftserfolg.
Laut dem Gartner Magic Quadrant for Personalization Engines 2025 gehört Personalisierung zu den wichtigsten Wachstumsfeldern im Marketing. Der Markt für entsprechende Technologien ist allein 2023 um 21 % gewachsen und soll bis 2027 jedes Jahr um etwa 24 % zulegen. Unternehmen investieren also zunehmend in Systeme, die Kundenerlebnisse verbessern, Umsätze steigern und Abläufe effizienter machen.
Doch die Entwicklung hat auch eine Kehrseite: 62 % der KonsumentInnen geben laut Gartner an, lieber auf personalisierte Inhalte zu verzichten, als ihr Verhalten vollständig nachverfolgen zu lassen. Gleichzeitig setzt bereits jedes vierte Unternehmen generative KI ein, um personalisierte Erlebnisse gezielter zu gestalten – oft mit spürbar besserem Ergebnis. Dennoch gilt Personalisierung laut der Gartner CMO Spend Survey 2024 weiterhin als eine der größten Herausforderungen im Marketing, insbesondere beim Zusammenspiel komplexer Customer Journeys.
Die eigentliche Aufgabe liegt im Balanceakt zwischen Technologie und Ethik. KI-Systeme ermöglichen präzisere Kundenerlebnisse, erhöhen aber zugleich den Druck durch Regulierung. Mit dem EU AI Act schafft die Europäische Union erstmals verbindliche Regeln für den Einsatz von KI – auch im Marketing. Laut dem PwC Pulse Survey 2024 planen 72 % der CMOs, bis 2025 mindestens ein Fünftel ihres Budgets in KI-basierte Personalisierung zu investieren. Gleichzeitig macht PwC deutlich, dass Unternehmen neben technischen auch organisatorische und rechtliche Anpassungen meistern müssen.
Für CMOs und Digital Leads stellt sich damit eine entscheidende Frage: Wie viel Nähe wollen KundInnen wirklich – und wann kippt Personalisierung in Überwachung? Erfolgreiche Strategien respektieren Erwartungen, setzen auf transparente Einwilligungen und begreifen Datenschutz als Wettbewerbsvorteil.
Für Unternehmen heißt das konkret: Erfolgreiche KI-Personalisierung beginnt mit sauberen Daten, klaren Einwilligungen und einem Ethik-Framework, das Innovation erlaubt, aber Grenzen setzt. „Das Vertrauen der KundInnen entscheidet, ob Personalisierung Wachstum treibt oder Widerstand auslöst“, so eine aktuelle PwC-Befragung.
Hyperpersonalisierung kann das Marketing auf ein neues Niveau heben – wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt wird. Die Frage ist nicht, ob Unternehmen KI nutzen, sondern wie verantwortungsvoll.
Quellen
Contentful. (2025). 40 personalization statistics you need to know in 2025. https://www.contentful.com/blog/personalization-statistics/
Gartner. (2025). Magic Quadrant for personalization engines. https://business.adobe.com/resources/reports/gartner-mq-personalization-engines-2025.html (Zugang für Abonnenten erforderlich.)
Gartner. (2024). Personalized marketing insights: Balancing relevance and privacy. https://www.gartner.com/en/marketing/research/personalized-marketing?
PwC. (2024). Pulse survey: CMOs and generative AI. https://www.pwc.com/us/en/library/pulse-survey/finding-opportunity-in-business-reinvention/cmo.html?
PwC. (2024). European AI regulation and its implementation. https://www.pwc.de/en/risk-regulatory/responsible-ai/european-ai-regulation-and-its-implementation.html?
The CMO Survey. (2023). Fall 2023 report: Highlights and insights. https://cmosurvey.org/wp-content/uploads/2024/03/The_CMO_Survey-Highlights_and_Insights_Report-Fall_2023-20240328-142725.pdf?
ArXiv. (2024). AI Act – From taxonomy to regulation. https://arxiv.org/abs/2404.11476?